ermöglichen ein harmonisches Miteinander von Mensch und Hund. Handlungsräume werden klar definiert und jeder weiß, wie er sich wann und wo zu verhalten hat.


Beitrag: N. Appelt - aktualisiert 2023

Menschen neigen dazu, unerwünschtes Verhalten zu tolerieren und durch subtile Andeutungen zu signalisieren, dass etwas stört. 

Sie halten diese Ärgernisse bis zu einem bestimmten Punkt aus, bis ihre Geduld erschöpft ist und dann folgt oft eine übertriebene Reaktion. 

Sie erwarten, dass der andere ihre Frustration erkennt und sein Verhalten ändert. 

Diese Form der Kommunikation erfordert ein hohes Maß an kognitiven Fähigkeiten, die nur vom Menschen praktiziert werden kann. Trotzdem führt diese sehr häufig zu Missverständnissen und Konflikten.

Bei Hunden gibt es diese Form der Kommunikation nicht. Hier ist es elementar, Regeln und Grenzen für ein harmonisches Zusammenleben aufzustellen und konsequent einzuhalten.


Was sind Regeln und Grenzen?

Regeln sind spezifische Anweisungen, die beschreiben, was getan werden darf/soll. Sie dienen als Leitfaden für Verhaltensweisen und müssen daher klar und konkret formuliert sein, um leicht verständlich und umsetzbar zu sein.

Grenzen hingegen beschreiben, was inakzeptabel ist. Sie bilden die Grundlage dafür, wie wir behandelt werden wollen und was wir zu tolerieren bereit sind.


Ein wichtiger Unterschied zwischen Regeln und Grenzen besteht darin, dass Regeln von Autoritätspersonen aufgestellt werden und darauf abzielen, Verhaltensweisen zu kontrollieren. 

Grenzen hingegen sind persönliche Entscheidungen, die wir selbst treffen und die uns helfen, unsere Bedürfnisse und Werte zu schützen und uns vor negativen Erfahrungen zu bewahren. Im Kontext der Mensch-Hund Beziehung müssen allerdings auch die Grenzen anderer Menschen, sprich der Gesellschaft mit einbezogen werden.

Wenn wir uns bewusst sind, wie wir mit Regeln und Grenzen in unserem Leben umgehen, können wir unsere Beziehungen (auch zwischen Menschen) deutlich verbessern. Sie dienen einem harmonischen Zusammenleben.


Regeln und Grenzen in der Mensch+Hund Beziehung

Beim Aufstellen von Regeln und Grenzen müssen die Wünsche, Bedürfnisse und auch Abneigungen der folgenden vier Bereiche erkannt und respektiert werden! 


persönliche Bedürfnisse


Du und wichtig: Dein Hund

Dieser Bereich ist in jeder Mensch+Hund Beziehung etwas unterschiedlich. 

Denn in deinem privaten Umfeld entscheidest du, welche Regeln und Grenzen für dich und deinen Hund wichtig sind.

Darf dein Hund:

- in die Küche

- im Bett schlafen

- bellen, wenn es klingelt

- an der Leine ziehen

- dich anspringen


familiäre Bedürfnisse


Familie 

Sobald weitere Familienmitglieder hinzukommen, zählen auch deren Vorlieben & Abneigungen.

Darf dein Hund:

- die Kinder anspringen

- den Kindern Spielsachen wegnehmen

- alle Räume betreten




gesellschaftliche Bedürfnisse


Gesellschaft 

Wenn du mit deinem Hund in die Öffentlichkeit gehst, berücksichtige auch die Bedürfnisse deiner Mitmenschen!

Darf dein Hund:

- zu fremden Menschen laufen

- fremde Menschen anspringen

- Passanten verbellen

- Kontakt mit fremden Hunden aufnehmen

gesetzliche Bestimmungen


Vorschriften und Gesetze

Damit Mensch und Tier gut miteinander auskommen, sagt dir der Gesetzgeber, was du darfst und was nicht.

Dein Hund muss:

- Leinenpflicht in der Öffentlichkeit

- Leinenpflicht während der Brut- und Setzzeit

- Maulkorbpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus und Bahn)

- Vorschriften zur Hundehaltung




Beispiele zur Verdeutlichung


Beispiel 1: 


  • Darf der Hund in die Küche? Ja oder nein?
  • Ja, der Hund darf in die Küche.
  • Darf der Hund am Tisch betteln, oder sogar auf den Tisch springen und sich selbst bedienen?
  • Nein, der Hund darf nicht betteln oder sich selbst bedienen.


REGEL: Der Hund darf sich in einem Abstand von ca. einem Meter zum Küchentisch frei bewegen, sitzen, liegen, gehen oder auch stehen.

GRENZE: Der Hund hält den Abstand von mindestens einem Meter zum Küchentisch nicht ein.


Beispiel 2: 


  • Dein Hund zieht sich auf seinen Platz zurück und will seine Ruhe, dürfen die Kinder trotzdem zu ihm gehen und ihn zum Spielen animieren? Ja oder nein?
  • Nein, die Kinder dürfen nicht zum Hund gehen! Auch der Hund hat ein Recht auf seine Bedürfnisse. Respekt und Rücksichtnahme sind in Beziehungen immer gegenseitig.


REGEL: Wenn der Hund in seinem Körbchen liegt, wird er in Ruhe gelassen.

GRENZE: Die Kinder stellen sich trotzdem vor das Körbchen und spielen direkt vor der Nase des Hundes.


Beispiel 3: 


  • Darf der Hund zu fremden Menschen laufen? Ja oder nein?
  • Nein, der Hund darf nicht zu fremden Menschen laufen. In diesem Beispiel zeigt das Nein direkt die Grenze auf. Trotzdem ist es wichtig, eine passende Regel zu formulieren, da der Hund sonst nicht weiß, welches Verhalten er zeigen soll.


Regel: Der Hund bleibt entspannt bei mir, auch wenn andere Menschen dabei sind.

Grenze: Der Hund entfernt sich "ungefragt" und geht auf andere Menschen zu.


Es ist wichtig zu verstehen, dass Regeln und Grenzen einander ergänzen und diese "zusammenarbeiten". Die Regeln legen fest, welches Verhalten des Hundes erlaubt ist und die Grenzen legen fest, welches Verhalten nicht erlaubt ist. 

Zusammen helfen sie, eine klare Struktur und Erwartungen für den Hund zu schaffen, die ihm und uns helfen, ein sicheres und glückliches Leben zu führen.


Wie werden die aufgestellten Regeln und Grenzen umgesetzt?


1. Stelle eine Regel für das Zusammenleben mit deinem Hund auf.  REGEL: Der Hund darf sich in einem Abstand von ca. einem Meter zum Küchentisch frei bewegen, sitzen, liegen, gehen oder auch stehen.


2. Grenze festlegen, die nicht überschritten werden darf. GRENZE: Der Hund hält den Abstand von mindestens einem Meter zum Küchentisch nicht ein.


3. Nimm gutes Verhalten bewusst wahr und verstärke es. Der Hund ist mit dir in der Küche, liegt gemütlich in der Ecke und beobachtet dich. Durch deine ruhige Ausstrahlung und ab und zu einen freundlichen Blick signalisierst du ihm, dass sein Verhalten völlig in Ordnung ist.


4. Widme dich wieder ganz normal deinen Sachen. Für deinen Besuch ist Kaffee und Kuchen vorbereitet, den du jetzt auf den Tisch stellst.

Dein Hund findet den Geruch sehr spannend und kommt zum Tisch. 


5. Zeig deinem Hund, dass er eine Grenze überschreitet. Dabei ist es wichtig, dass du kurz vor der von dir festgelegten Grenze "Nein" sagst und gleichzeitig deinen Hund körpersprachlich blockierst. (z.B. Indem du die Laufrichtung deines Hundes einschränkst)


6. Erinnere ihn durch Lob an die Regel, die du aufgestellt hast. Wenn er sich sofort zurücknimmt, lobst du ihn in ruhigem Ton.  


Es ist wichtig, dass du als Hundehalter konsequent bist und die Regeln und Grenzen immer wieder wiederholst, damit der Hund sie versteht und befolgt. 


  Wenn dein Hund trotz deines ersten "Neins" immer wieder zum Tisch drängt, musst du konsequent bleiben und eventuell die Intensität verändern. 

Deine Intensität muss etwas höher sein als die deines Hundes, um zu signalisieren, dass sein Verhalten nicht akzeptabel ist. Sonst kann es sein, dass dein Hund das "Nein" als leichte Unannehmlichkeit interpretiert und sein Verhalten fortsetzt.

Es ist sehr wichtig, dass du eine klare gedankliche Ausrichtung hast und die Regeln durchsetzt. Dein "Nein" muss unmissverständlich sein und durch deine Körpersprache und Handlungen unterstützt werden. Nur so versteht dein Hund, dass sein Verhalten nicht toleriert wird.


Wenn die Intensität deiner Körpersprache angemessen ist, wird dein Hund sofort reagieren und seine Aufmerksamkeit auf dich richten. Er wird sich zurücknehmen und darauf warten, dass du ihm den Hinweis gibst, was er stattdessen tun soll. Und das ist in diesem Fall wieder der gewünschte Abstand zum Küchentisch.

Reagiert dein Hund, ist das ein Grund zum Loben und ihr könnt ein positives Ende in der Situation erreichen.

Auf diese Weise kann dein Hund lernen, dass er am Tisch nichts zu suchen hat. 


Es ist von großer Bedeutung zu verstehen, dass Grenzen in der Beziehung zwischen Mensch und Hund niemals durch Lautstärke oder Gewalt vermittelt werden dürfen. Ein schreiendes "Nein" oder Schlagen und Ziehen am Hund sind inakzeptable Verhaltensweisen und haben nichts mit souveräner Führung zu tun. Grenzen sollten immer respektvoll und konstruktiv kommuniziert werden, um eine gesunde und positive Beziehung zwischen Mensch und Hund zu fördern und zu erhalten. Es ist wichtig zu wissen, dass Gewalt gegen Tiere nicht toleriert wird und rechtliche Konsequenzen hat. 


Achtung:

Ist die Rollenverteilung in einer Mensch-Hund-Beziehung unklar, kann es beim Setzen von Grenzen zu unangenehmen Reaktionen des Hundes kommen. Das zeigt sich zum Beispiel durch übermäßiges Springen, Rammeln, den Laufweg des Menschen blockieren oder Anrempeln. Auch eine umgelenkte Aggression, bei der der Hund seinen Besitzer beißt, ist nicht auszuschließen.

Wenn dies geschieht, ist es wichtig, einen qualifizierten Hundetrainer aufzusuchen, um Unterstützung bei der Wiederherstellung einer gesunden und positiven Beziehung zwischen dir und deinem Hund zu erhalten. 


Zusammengefasst: 

Das Aufstellen von Regeln und Grenzen bietet die Möglichkeit, Benimmregeln festzulegen und durchzusetzen. So können Handlungsräume abgegrenzt werden und jeder weiß, wie er sich wann, wo und wie zu verhalten hat. 

Wichtig ist, dass die Grenzen sachlich und ohne emotionale Beteiligung kommuniziert werden. Gewalt oder Lautstärke sind nicht angebracht.

Sei dir immer bewusst, dass ein Hund menschliche Regeln nicht aus Einsicht oder Verständnis umsetzen kann. Für ihn zählt nur: "Ja, das ist erlaubt" oder "Nein, das ist verboten".

Dein Hund wird dich für deine Regeln und Grenzen lieben! Ein gut erzogener Hund ist nicht nur glücklicher, sondern du hilfst ihm, dadurch ein erfülltes Leben zu führen und ein geschätztes Mitglied der Familie zu werden.


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