Eine erfolgreiche Hundehaltung basiert auf einer starken, positiven Beziehung zwischen Hund und Halter sowie auf einer stabilen, vertrauensvollen Bindung.
Beitrag: N. Appelt - aktualisiert 2023
Probleme im Zusammenleben zwischen Mensch und Hund sind in der heutigen Zeit keine Seltenheit, umso mehr wünschen sich Hundebesitzer eine starke Bindung seitens des Hundes.
Verständlich, denn auch wir wollen für ihn von Bedeutung sein, eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen.
Der Hund soll zurückkommen, wenn wir ihn rufen und den Nachbarn weniger interessant finden als uns. Er soll sich freuen, wenn wir nach einem Arbeitstag nach Hause kommen und ein stets aufmerksamer Begleiter im Alltag sein.
Entscheidend ist dabei, welche Rolle der Hund in unserem Leben spielt und wie sich dies auf unser Verhalten auswirkt. Denn häufig ist nicht die fehlende Bindung das Problem, sondern schlichtweg die Rollenverteilung, also die Beziehungsstruktur die im Zusammenleben von Mensch und Hund zu Problemen führt.
Beziehung & Bindung: Was ist der Unterschied und warum Bindung ohne Beziehung nicht funktioniert
Eine Beziehung bezieht sich auf eine Verbindung zwischen zwei oder mehr Individuen, die auf gemeinsamen Interessen, Aktivitäten oder Zielen basiert. Sie ist durch gegenseitigen Nutzen gekennzeichnet. (Arbeitnehmer/Arbeitgeber, Mann/Frau, Kollegen)
Im Kontext der Hundehaltung bezieht sich die Beziehung auf die Art und Weise, wie der Hundehalter mit seinem Hund interagiert. Eine Beziehung zwischen Hund und Halter basiert auf gemeinsamen Aktivitäten wie Spaziergängen oder Training, aber auch auf dem alltäglichen Umgang miteinander.
Das kann sowohl positiv als auch negativ wahrgenommen werden. Wenn die Beziehung zwischen Mensch und Hund auf einer positiven Grundlage aufgebaut ist, führt dies oft zu einer besseren Bindung zwischen den beiden. Im Gegensatz dazu kann eine negative Beziehung zu Frustration, "Ungehorsam", Angst oder sogar Aggression führen.
Wenn wir von Bindung sprechen, können wir sie als eine Zutat der Beziehung betrachten. Sie beschreibt das emotionale Engagement in einer Beziehung und ist ein eigenständiger Entwicklungsprozess, der durch die Struktur einer Beziehung entsteht. So hängt die Bindung immer von der Qualität unserer Beziehung ab.
Haben wir einen festen Bindungspartner so fällt es uns leichter durch schwierige Situationen zu gehen oder auch Neues zu erkunden, denn dieser gibt uns Sicherheit und Zuneigung. Eine starke Bindung trägt dazu bei, dass eine Beziehung langfristig funktioniert und wachsen kann.
Dies ist zweifellos ein wünschenswerter Zustand.
Wie sieht es mit der Beziehungsqualität aus?
Die Qualität der Beziehung zwischen Mensch und Hund ist oft unangemessen. Wenn wir zum Beispiel dem Hund jeden Wunsch erfüllen und ihn mit Leckerlis, Liebe, Zuneigung und gut gemeinten Freiheiten geradezu überschütten, ist das aus seiner Sicht kein Verhalten, das ihm Orientierung gibt.
Er hält uns eher für einen netten Kumpel, der ständig um seine Aufmerksamkeit bemüht ist.
Also eigentlich genau das Gegenteil von dem, was wir wollten. Probleme sind vorprogrammiert, da der Hund automatisch in die Rolle schlüpft, die wir nicht angenommen haben.
Er wird Entscheidungen so treffen, wie er sie für richtig hält - er übernimmt die Führung und fühlt sich verantwortlich.
Eine andere unangemessene Form wäre es, in einer falsch verstandenen Erziehungsmethodik nur die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Wenn ich dem Hund also ständig durch antrainierte Signale sage, was er als nächstes zu tun hat, geraten wir in ein anderes Extrem, dass sich in Abhängigkeit und erlernter Hilflosigkeit äußert. Auch hier sind unsere Handlungen meist nicht böswillig, auch hier wollen wir es nur richtig machen.
Im Ergebnis zeigt sich aber, dass der Hund ohne uns nicht mehr zurechtkommt. Begegnungen mit anderen Menschen und Hunden kann er nur selten oder gar nicht genießen und auch das Alleinbleiben wird zum Problem.
Und wieder muss der Hund Entscheidungen treffen, die er für richtig hält.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Beziehung und Bindung zwischen Hund und Halter von der Art der Interaktionen abhängt, die zwischen ihnen stattfinden.
Wie du sofort die Beziehung zu deinem Hund optimieren kannst?
1. Werde dir bewusst, welche Rolle dein Hund in deinem Leben einnimmt. Um die Beziehung zu deinem Hund zu optimieren, solltest du zunächst reflektieren, welche Rolle dein Vierbeiner in deinem Leben spielt. Warum hast du dich für einen Hund entschieden und was erwartest du von ihm? Je nachdem, welche Rolle er in deinem Leben einnimmt, kann dein Verhalten ihm gegenüber sehr unterschiedlich sein. Nimm dir die Zeit, ehrlich zu dir selbst zu sein und zu überlegen, ob dein Hund für dich eher ein Freund, ein Arbeitskollege oder ein Kinder- oder Partnerersatz ist. Diese Erkenntnis wird dir helfen, die Beziehung zu deinem Hund auf ein neues Level zu bringen.
2. Egal, wie du auf diese Frage antwortest, es ist nun wichtig zu reflektieren. Um das zu verdeutlichen, nehmen wir ein Beispiel: Stell dir vor, du hast deinen Hund als Freund bei dir, aber wenn ihr gemeinsam draußen seid, interessiert er sich nicht wirklich für dich und beschäftigt sich lieber mit anderen Dingen. Würdest du das auch von deinen menschlichen Freunden akzeptieren oder gibt es klare Grenzen in eurer Freundschaft? Bist du bereit, Konflikte offen anzusprechen oder versuchst du, sie zu vermeiden?
Wenn du dazu neigst, Konflikten aus dem Weg zu gehen, solltest du dich darauf konzentrieren, diese Herausforderung anzunehmen und zu lösen. Übe dich darin, dich zukünftig den Konflikten zu stellen und sie aktiv anzugehen.
3. Übernehme die Erzieherrolle und somit die Verantwortung für das Handeln des Hundes. Es ist wichtig, dass du als Hundehalter die Erziehungsrolle übernimmst und somit die Verantwortung für das Verhalten deines Hundes trägst. Bedenke, dass Hunde Tiere sind und kein menschliches Verständnis haben. Damit das gelingt, ist es unerlässlich, die Kommunikation und das Verhalten von Hunden zu verstehen und richtig einzuschätzen. Feinfühligkeit ist dabei das Schlüsselwort, denn nur so kannst du angemessen auf deinen Vierbeiner reagieren und ihm ein gutes Verhalten beibringen.
4. Wünsche & Bedürfnisse - klare Regeln & Grenzen Es ist entscheidend, dass du die Wünsche und Bedürfnisse deines Hundes erkennst, aber genauso wichtig ist es, klare Regeln und Grenzen aufzustellen sowie angemessen darauf zu reagieren.
Es ist ein ausgewogenes Maß an Zuneigung, Wertschätzung, Schutz und Sicherheit, das zu einer starken Beziehung und einer optimalen Bindung in der Mensch-Hund-Beziehung führt. Geben und Nehmen.
Zusammenfassend kann gesagt werden: Die Beziehung muss stimmen, erst dann kann eine vertrauensvolle Bindung entstehen. Diese Entwicklung mit dem Hund braucht Zeit, Geduld und Aufmerksamkeit, kann aber eine der lohnendsten und erfüllendsten Erfahrungen im Leben eines Hundehalters sein.